LEBENSRAUM

Das Wildschwein besiedelt nahezu alle Lebensräume ausser Wüsten, dem Hochgebirge und Regionen mit mehr als 60cm Dauerschneedecke. Nahrungsreiche Laubwälder mit Angebot an Baummast (Eiche, Buche, Kastanien), Auwälder und schilfreiche Verlandungsgürtel von Seen stellen Optimalhabitate dar.

Als Kulturfolger besiedelt das Wildschwein zunehmend auch Städte, wo es in sehr hohen Dichten vorkommen kann. Auch die intensive Landwirtschaft, insbesondere die Zunahme des Maisanbaus, kommen den Lebensansprüchen der Art entgegen. In den großen Feldschlägen finden die Wildschweine vor allem im Sommer ideale Einstände, weil sie nicht nur Nahrung im Überfluss, sondern auch Schutz und Deckung bieten.

GEFÄHRDUNGEN

Mit der Ausbreitung und steigender Häufigkeit der Tiere nehmen Konflikte zu, die vor einigen Jahrzehnten bei weitem kleiner oder noch gar nicht vorhanden waren. Mittlerweile ist das Wildschwein zu einem Dauerbrenner des Wildtiermanagements geworden und Gegenstand diverser wissenschaftlicher Untersuchungen im Land. Das Konfliktpotenzial, das diese Wildart aufweist, ist mannigfaltig: Wildschweine im Siedlungsraum, Verkehrsunfälle oder Seuchengeschehen (z.B. Klassische und Afrikanische Schweinepest).

Wildschweine verursachen auch zunehmend Wildschäden in landwirtschaftlichen Flächen, besonders im Grünland und im Maisanbau. Die Kompensation dieser Schäden ist im Jagdgesetz (JWMG) gesetzlich geregelt. Die Wildschäden durch Wildschweine werden von Wildschadensschätzern, die von der Wildforschungsstelle geschult werden, begutachtet und in der Regel von den Jagdausübungsberechtigten finanziell entschädigt.

Die Entwicklungen zeigen, dass entschlossenes Handeln aller Akteure geboten ist, denn seit Jahren gelingt es nicht, das gesteckte Bejagungsziel zu erreichen und den drastischen Populationstrend nachhaltig zu bremsen. Der Jagderfolg auf Wildschweine ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von herrschenden Witterungsbedingungen und Gegebenheiten. So bietet Vollmond dem Jäger durch ausreichende Sichtverhältnisse erst die Möglichkeit, in den nächtlichen Aktivitätsphasen des Wildschweins erfolgreich zu jagen. Üppige Baummast bindet die Tiere örtlich, da durch die reichhaltige Nahrungsressource die Bewegungsmuster oft kleinräumig sind und Lockfütterungen (sogenannte Kirrungen) in dieser Zeit nur selten verlässlich angenommen werden. Auch Wetterbedingungen wie beispielsweise die Schneelage beeinflussen nicht nur das Bewegungsmuster von Wildschweinen, sondern auch die Jagdverhältnisse (guter Kontrast bei Schnee). Es ist folglich gar nicht so leicht Wildschweine effektiv zu bejagen. Wer also erfolgreich Wildschweine bejagen will, muss flexibel agieren und aufgrund der grossen Bewegungsräume der Tiere dies auch am besten in Abstimmung mit seinen Reviernachbarn tun.

GRÜNDE FÜR IMMER MEHR WILDSCHWEINE

Den Gründen für die rasante Expansion ist die Wildtierforschung seit einigen Jahren auf der Spur. Als Hauptgrund wird heute der Klimawandel mit veränderten Umweltparametern angesehen, die direkt die Fortpflanzungsleistung des Wildschweines beeinflussen. Die Geschlechtsreife des Schwarzwildes hängt vom Erreichen einer bestimmten Körpermasse ab. Studien zeigen, dass Bachen ab einem Körpergewicht von ca. 20 kg geschlechtsreif werden. Sind die Nahrungsverhältnisse günstig, kann dies nach wenigen Monaten bereits bei Jungtieren erreicht sein – hauptsächlich weil Buche (Fagus sylvatica) und Eiche (Quercus sp.) klimabedingt öfter und mehr Futter liefern. In der Konsequenz beteiligen sich mehr Tiere immer früher am Reproduktionsgeschehen. Zusammen mit einer gesunkenen Sterblichkeit durch mildere Winter lässt dies die Population stark wachsen.
Natürliche Feinde hat das Wildschwein in Deutschland nur regional. Zwar wird das Wildschwein zur Beute des Wolfs, wo er vorkommt, jedoch ist es, sobald aus dem Frischlingsalter heraus, ein wehrhafter Gegner, weshalb der Wolf einfacher zu überwältigende Beute bevorzugt. Die Veränderungen des Klimawandels werden das Wildschwein noch weiter begünstigen. Die Jagd ist und bleibt daher Mortalitätsfaktor Nummer eins beim Schwarzwild, daher kommt ihr eine Schlüsselrolle bei der Reduktion der Wildschweinbestände zu. Für eine effizientere Bejagung des Schwarzwilds bestehen deshalb fachliche Beratungsangebote

WAS TUN…? SCHWARZWILD – MENSCH – WILDTIERMANAGEMENT

Die Bestandssituation des Schwarzwildes wird im Wildtierbericht wird als „günstig“ eingestuft. Der Wildschweinebestand zeigt in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten eine starke Zunahme. Eine Bejagung im Rahmen der derzeit vorgegebenen Jagd- und Schonzeiten und die Zuordnung zum Nutzungsmanagement sind angemessen, die Bejagung muss zum Ziel haben, die Wildschweinebestände zu reduzieren.

Durch diese Populationsentwicklung kommt es landesweit zu Konflikten mit der Landwirtschaft, aber auch zu steigenden Wildunfällen. Wegen der tierseuchenbegünstigenden hohen Dichte der Wildschweinbestände ist ein Stopp des stetigen Wachstums unumgänglich und eine drastische Absenkung des Bestandes notwendig. Um dies zu ermöglichen, ist eine Zusammenarbeit aller Akteure der Schlüssel für erfolgreiches Handeln.

Der im Jahr 2015 ins Leben gerufene und von der Wildforschungsstelle koordinierte „Runde Tisch Schwarzwild“ ist Grundlage für die landesweite Abstimmung von Massnahmen, die ein gemeinsames Vorgehen aller Interessengruppen und Verbände gewährleisten soll. Ziel ist es, durch Stärkung der lokalen Ebenen vor Ort die Reduktion von Schwarzwildbeständen zu befördern, Hindernisse abzubauen und die Kommunikation zwischen den Akteuren in der Fläche zu fördern. Weiterhin kontinuierlich beobachtet werden muss die Entwicklung möglicher Krankheitsgeschehen im Rahmen der Wildtierdiagnostik.

Quelle: https://www.wildtierportal-bw.de/